(können kostenfrei heruntergeladen werden)
Gedichte von Willi Achten, Rolf Birkholz, Philipp Blömeke, Ingeborg Brenne-Markner, Jürgen Brocan, Charlotte Dresen, Marion Gay, Michelle Giering, Felix Güßfeld, Annette Hagemann, Johanna Hansen, Guy Helminger, Klára Hůrková, Marie Illner, Thomas Kade, Harald Kappel, René Kartes, Adrian Kasnitz, Ada Charlotte Kilfit, Florian Kranz, David Krause, Josephine Kullat, Johanna Mack, Tamara Malcher, Karoline Marliani, Sarah Marie Meinert, Thang Toan Nguyen, Sascha Nikolskyy, Sebastian Polmans, Lisa Polster, Karin Posth, Sophie Rebentisch, Simone Scharbert, Sigune Schnabel, Bastian Schneider, Lea Schneider, Silke Andrea Schuemmer, Amir Shaheen, Jan Skudlarek, Giuliano Francesco Spagnolo, Sven Spaltner, Pauline van Gemmern, Jonas Wagner, Meike Wanner, Lea Weiß, Mirjam Wittig, Jing Wu
postpoetry.NRW feiert in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag. Wie der Name verrät, handelt es sich um ein Lyrikprojekt, in dem poetry gepostet wird, in dem poetry auch mit der Post ihren Weg zu Leserinnen und Lesern in die Welt finden kann, nämlich auf künstlerisch gestalteten Postkarten. An erster Stelle aber handelt sich bei postpoetry um das seltene, ja wohl bislang einmalige Format eines Lyrikwettbewerbs, der sich sowohl an NachwuchsautorInnen im Alter von 16 bis 24 Jahren als auch an LyrikerInnen aus Nordrhein-Westfalen wendet. „Jung und Alt“ bestreiten im Anschluss an einen Workshop gemeinsam Lesungen für Schülerinnen und Schüler. Die Tatsache, dass die JungpoetInnen etwa im gleichen Alter wie das Schülerpublikum sind, macht den Zugang zur Lyrik nicht nur leichter, sondern besonders spannend.
Die Texte der vergangenen fünf Jahre sollen nun in diesem Heft Schulen zur Verfügung gestellt werden.[1] Ich bedanke mich herzlich beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft sowie der Kunststiftung NRW, dass das Projekt in dieser umgesetzt und die Anthologie kostenlos an alle Schulen des Landes mit Oberstufe übersandt werden kann.
Zur leichteren Handhabung für den Unterricht sind die Gedichte thematisch zusammengestellt: Es geht um Alltägliches, um Liebe, um Familie, um Unterwegssein und Reisen, Gesellschaft und Politik, Natur und vieles mehr. Zu Beginn der Kapitel sind zunächst die Gedichte der NachwuchsautorInnen zu lesen, im Anschluss die der LyrikerInnen.
Wer über die Dichterinnen und Dichter mehr erfahren möchte, kann mit Hilfe des QR-Codes, der bei den Gedichten abgedruckt ist, schnell Informationen finden. Das ist vielleicht besonders für Schülerinnen und Schüler interessant und kann gerade bei den NachwuchsautorInnen helfen, da über diese häufig noch kaum Informationen zu finden sind.[2]
Gedichte sind Einsprüche „gegen unsere Denk-, Sprech- und Wahrnehmungsgewohnheiten, gegen unsere lebensweltliche Vertrauthaut“[3] , stellt der Aachener Lyriker Jürgen Nendza fest. Und den Schreibprozess beschreibt die Düsseldorfer Künstlerin Johanna Hansen wie folgt: „Um nicht ins Leere zu gehen, setze ich meine Füße gerne auf eine gedachte Linie. (…) Sobald ich schreibe und male, ist das Papier der Ort, wo manchmal etwas entsteht, das einen Augenblick lang als Erinnerung aufblitzt. Manchmal kommt dabei die Schwelle zum Vorschein, auf der Innen und Außen verschmelzen. Manchmal wird die Grenze dazwischen schmerzhaft sichtbar.“
Die Annäherung eines Lesers oder einer Leserin an ein Gedicht ist trotzdem keine Geheimwissenschaft, sondern hängt davon ab, ob er oder sie sich einzulassen vermag. Denn Gedichte brauchen nur jemanden, „der willens ist, nicht bloß zu konsumieren, sondern sich konzentriert auf eine Sache einzulassen, sich ihr behutsam anzunähern und selbst ein gelegentliches Stocken nicht als hinderlich, vielmehr als bereichernd zu empfinden.“[4]
Es kann spannend sein neben den eigenen Eindrücken vom Text solche anderer Leserinnen und Leser kennenzulernen. Deshalb sind der Anthologie im Anhang die Begründungen der Jury-Mitglieder für die Auswahl der vorliegenden Gedichte beigefügt. Diese „Zugänge“ können bei der Annäherung an den Text Hilfestellung geben, aber auch zur Debatte über unterschiedliche Sichtweisen einladen.
Nordrhein-Westfalen hat eine lebendige Lyrikszene, die in den vergangenen Jahrzehnten an Ausstrahlung gewonnen hat. Und so lege ich Ihnen die Gedichte der Autorinnen und Autoren, die uns räumlich oft so nah sind, vielleicht sogar in derselben Stadt wohnen, heute ans Herz und wünsche Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern Freude beim Lesen und der weiteren Annäherung an die Texte.
Denn Dichtung ist „eine Schule des Sehens“[5], Lyrik „ein großes, wundervolles Angebot für die Leser, etwas Neues zu entdecken, auch sich selbst (…).“[6]
Monika Littau
[1] Bereits 2015 erschien Band 1: postpoetry.NRW. Poesiebotschaften aus fünf Wettbewerbsjahren, hrsg. von Monika Littau.
[2] In Ausnahmefällen waren biografische Hinweise von den AutorInnen nicht erwünscht und wurden deshalb weggelassen.
[3] Jürgen Nendza (Aachener Lyriker): Stimmenmaß, Sekundenzeiger, in: Universität der Luft, hrsg. von Volker Demut und Swantje Lichtenstein, Weilerswist 2010, S. 154.
[4] Jürgen Brôcan (Dortmunder Lyriker, Übersetzer und Herausgeber von Lyrik): Wer pflegt die Fülle selten gehörter Stimmen?, in: taz, 05.09.2014.
[5] Marion Poschmann (Lyrikerin und Autorin, geboren in Mühlheim/Ruhr, aufgewachsen in Essen) in einer Sendung des Deutschlandfunks vom 02.05.2016 „Dichtung als Schule des Sehens“.
[6] Marion Poschmann in einem Interview des NDR vom 24.01.2020: „Lyrik öffnet Räume in ein anderes Denken“.