Liebe Gerlinde, …
Zum Tod von Gerlinde Somplatzki-Bahr am 19. Dezember 2023
(c) Foto Martin C. Strohmeyer
In der Vorweihnachtszeit ist die langjährige stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur in NRW Gerlinde Somplatzki-Bahr (*1937) verstorben. Sie hatte das Amt von 2001 bis 2016, also 15 Jahre, inne. Ihr großes Anliegen war es, die soziale Lage der Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu verbessern. Zwar arbeitete sie nicht selbst als Autorin, förderte jedoch die Literatur ihr Leben lang auf vielfältige Weise. Was eine schwierige soziale Lage bedeutete, das hatte die 1937 in Westpommern Geborene als Flüchtlingskind erfahren müssen. Ihre Ausbildung und das spätere Studium musste sie selbst finanzieren, was immer wieder zu Unterbrechungen führte.
Eine besondere Rolle spielte für ihren Weg auch die kulturelle Bildung und die Teilnahme an Workshops in der Akademie Remscheid. „Kultur von allen für alle“ wurde zur emanzipatorischen Losung dieser Jahre. In der Akademie lernte sie auch ihren Mann, den Autor Herbert Somplatzki, kennen. Später, als Lehrerin für Gehörlose, arbeitete sie viele Jahre in Essen. Zu Beginn ihres Ruhestands zog das Ehepaar in die Natur des Sauerlands nach Schmallenberg.
Neben dem Engagement für die Literatur lagen ihr aufgrund ihrer Biografie Völkerverständigung und internationaler Austausch besonders am Herzen. Oft überschnitten sich die Themenfelder, sind doch Literatur und Kultur beste Botschafter für Begegnungen. Die Suche nach den Wurzeln in Westpommern und das Finden der früheren Lebensorte in Kleeberg, Kreis Soldin, waren für Gerlinde tiefgreifende Erfahrungen. Gemeinsam mit ihrem Mann Herbert, der aus Masuren stammt, engagierte sie sich für den Austausch und Verständigung zwischen Deutschland und Ostpreußen. Für dies langjährige Engagement erhielt sie noch im vergangenen Jahr gemeinsam mit ihrem Mann die Ehrenadel der Landsmannschaft Ostpreußen in Silber.
Gerlinde Somplatzki-Bahr starb am 19.12.2023. Mit ihr haben wir eine engagierte und bescheidene Kollegin, die wenig Aufhebens von sich und ihrer profunden Arbeit machte, verloren.
Gern habe ich mit dir zusammengearbeitet, Gerlinde! Für dein Engagement bedanken wir uns herzlich.
Monika Littau
Lieber Dietmar, ….
Erinnerung an den langjährigen Geschäftsführer der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V. Dietmar Damwerth,
der am 23.12.2021 verstorben ist.
Dass Du ein besonderes Verhältnis zum Norden und zur Nordsee hattest, wusste jeder. Spätestens dann, wenn Du ihm eine Mail geschickt hattest: „Moin“, schriebst Du zur Begrüßung. „Moin Monika“ schriebst Du mir – ich weiß nicht wie oft – wenn irgendwelche Dinge geklärt werden mussten. Das klang lyrisch und musikalisch und war ein Alleinstellungsmerkmal unter den E-Mails, die mich erreichten. Das warst Du, Dietmar.
Dass sich Dein Leben zwischen dem hohen Norden, nämlich Langeoog, und Westfalen abspielte, konnte man leicht an Deinen Buchtiteln erkennen. „Dao lachet de Westfaole üewer“ hießt es beispielsweise, oder „Strandkorbgeflüster“, oder „Kleine Bettlektüre für alle, die Ostfriesland und seine schönen Inseln lieben“. Du konntest uns aber auch andere schöne Flecken in Deutschland schmackhaft machen: den Bodensee, das Emsland, das Sauerland. Zuletzt erschienen sieben Foto-Bildbände und luden zum Reisen ein.
In der Gründungssatzung der Gesellschaft für Literatur hieß es, dass es Sinn der Einrichtung sei, die Armut der Autoren durch die Honorierung von Lesungen zu lindern. Und so hattest Du auch später, als Du Geschäftsführer warst, viel mit Zahlen, Anträgen, Abrechnungen zu tun – durchaus kein Lieblingsgeschäft, aber dennoch notwendig. Und kam es mit Kollegen einmal zu unterschiedlichen Sichtweisen auf einen Sachverhalt, konntest Du in der Regel auf einen Beleg verweisen, der die Dinge richtig stellte. Schmunzelnd sagtest Du: „Wer lesen kann, ist echt im Vorteil“.
Ja, das warst Du auch: jemand der schmunzeln konnte über Missverständnisse.
Und jetzt hast Du uns, der uns immer als die Beständigkeit in Person galt, mit Deinem schnellen Tod ein Schnippchen geschlagen und einen so schnellen Abschied gewählt, dass wir mit unseren Denken und Fühlen gar nicht hinterherkommen und es noch lange dauern wird, bis es uns gelingt, uns vorzustellen, dass Du nicht mehr hier bist.
Was sagt der Westfale eigentlich zum Abschied?
Tschüss dann?
Machtet gut!
Mit liebem Gruß
Monika Littau
Abschied von Josef Reding (1929-2020)
Der Schriftsteller und Mitbegründer der Gesellschaft für Literatur in NRW, Josef Reding, starb am 10. Januar 2020 in Dortmund. Josef Reding, der 1929 in Castrop-Rauxel geboren und kurz vor Kriegsende noch eingezogen wurde, studierte später Germanistik, Psychologie, Publizistik, Kunstgeschichte und Anglistik in Deutschland und in den USA. Kriegs- und Amerika-Erfahrung sowie seine christliche Grundhaltung prägten sein Leben und sein Werk. Er lernte in Amerika short stories kennen und wurde zum Meister dieser Gattung. Kurzgeschichten, viele Kinder- und Jugendbücher, auch Drehbücher stammen aus seiner Feder.
Josef Reding war immer auch ein Schriftstellerkollege, der streitbar für die Rechte der Autorinnen und Autoren eintrat, sei es im Landesvorstand des Verbandes deutscher Schriftsteller Nordrhein-Westfalen (1971-1979), sei es als Bundesvorsitzender (1976 bis 1980). Neben Wilhelm Damwerth, Wolfram Dorn, Agnes Hüfner u.a. war Josef Reding 1977 Gründungsmitglied der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V., ohne deren Unterstützung es vielen Autorinnen und Autoren schlechter ginge, das wusste niemand so gut wie Josef Reding, der fortwährend auf Lesereisen war, um für sich und seine Familie den Lebensunterhalt zu verdienen.
In den letzten Jahren blieb Josef Reding Ehrenmitglied der Gesellschaft für Literatur. Aus dieser Rolle entlassen wir ihn nur ungern. Er wurde 90 Jahre alt und konnte auf ein erfülltes Leben zurückblicken, in dem es nichts desto trotz Höhen und Tiefen gab. Wir sind traurig, einen wichtigen Schriftsteller, einen treuen Kollegen, einen guten Freund verloren zu haben.
Wir nehmen Anteil an der Trauer seiner Anhörigen, seiner Frau, seinen Kindern, seinen Geschwistern.
Josef Redings Geschichten werden bleiben. Nicht nur zu Weihnachtszeit.
Monika Littau, Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V.
Erinnerung an Harry Böseke (1950-2015)
Am 8. Juni 2015 ist überraschend der langjährige Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V., Harry Böseke, im Alter von nur 65 Jahren in Gummersbach gestorben. Harry Böseke, der ursprünglich den Beruf des Chemielaboranten erlernt hatte und nach dem anschließenden Studium der Sozialpädagogik als Sozialarbeiter und Jugendpfleger in Köln tätig war, arbeitete seit 1980 ausschließlich als freier Schriftsteller, Filmemacher und Heimatforscher und gehörte zum Werkkreis Literatur der Arbeitswelt. Seine Themen stammten zunächst überwiegend aus den Erfahrungen, die er in der Arbeit mit jungen Menschen gemacht hatte. Später waren es Geschichte und Sozialgeschichte, besonders des Bergischen Landes, die ihn beschäftigten. Seine letzten Veröffentlichungen widmeten sich dem Anliegen, dem Menschen neue Erkenntnisquellen durch die Entschlüsselung von Maßen zur Verfügung zu stellen.
Harry Böseke veröffentlichte fast dreißig Werke und gab daneben eine Reihe von Anthologien heraus. Siebzehn Jahre lenkte er die Geschicke der Gesellschaft für Literatur und konzipierte Leseprojekte wie den Literarischen Adventskalender (2006 bis 2010).
Unser Mitgefühl gilt besonders seiner Frau und seinen drei Töchtern. Ihnen wünschen wir Kraft in diesen Tagen.
Monika Littau
Nachruf auf Wolfram Dorn (1924-2014)
Wir trauern um unseren Kollegen Wolfram Dorn, der kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag am 17. Juni 2014 in Halver verstarb. Dorn war Autor, Verleger und Politiker. Ehe er 1977 zusammen mit Schriftstellern wie Josef Reding (Dortmund), Wilhelm Damwerth (Münster), Erwin Sylvanus (Soest) die Gesellschaft für Literatur in Aachen gründete, war er für kurze Zeit stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und wurde später parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern.
Als Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss des NRW-Landtags stellte er fest, dass die Mittel, die das Land bisher für die „Auffettung der Schulmilch“ zur Verfügung stellte, nicht vollständig abgerufen worden waren. Die Not der Nachkriegszeit war vorbei, Kinder und Jugendliche fragten Schulmilch – ursprünglich gedacht als Teil der Schulspeisung – nicht mehr in großem Maße nach. Dorn setzte sich dafür ein, die nicht ausgeschöpften Haushaltsmittel umzuwidmen und für Lesungen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zur Verfügung zu stellen.
Wolfram Dorn war fast 20 Jahre Vorsitzender der Gesellschaft für Literatur in NRW e.V.
Wir danken ihm für seinen langjährigen engagierten Einsatz für die Autoren in Nordrhein-Westfalen und nehmen Anteil an der Trauer seiner Angehörigen.
Monika Littau